Senior:innen-Zentren für Hamburg – JETZT!
Alt, arm und abgehängt in Hamburg: Ein Schicksal, das immer mehr Senior:innen in der reichen Hansestadt betrifft und auch uns früher oder später treffen kann. Doch ein erfülltes Leben im Alter darf kein Privileg sein! Hamburg muss sich dringend auf den Weg zu einer altersfreundlichen Stadt machen und gleiche Chancen für gutes Altern schaffen. Ein zentraler Baustein: Neue Senior:innen-Zentren, die alle präventiven und versorgenden Angebote direkt vor Ort im Quartier bündeln – als niedrigschwellige Anlaufstelle und verlässliche Wegbegleiter. Für mehr Chancengerechtigkeit, Teilhabe und Selbstbestimmung im Alter. #HamburgmitHerz
Armut im Alter macht vor allem eins: einsam und krank. Der Einzelne zahlt zu Lasten von Lebensqualität und Wohlbefinden, die Gesellschaft als Ganzes zu Lasten des Zusammenhalts und des Gesundheitssystems. Ein Teufelskreis der sich mit dem Älterwerden der Babyboomer in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Denn unsere Gesellschaft wird nicht nur immer älter, auch die sozioökonomische Ungleichheit wird immer größer – die Kluft zwischen arm und reich wächst sichtbar, gesellschaftliche Spannungen und Polarisierungen sind vorprogrammiert.
Die Zeit drängt und ist längst reif! Hamburg muss den Herausforderungen des demografischen Wandels mit wirksamen Lösungen begegnen, die den vielfältigen Lebenslagen, Bedürfnissen wie Interessen der älteren Menschen in unserer Gesellschaft gerecht werden, und sein Demografiekonzept zu einem quartiersorientierten Aktionsplan im Sinne der „Age-Friendly-City“ gemäß Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiterentwickeln. Nicht nur aus Solidarität und Wertschätzung für die erbrachte Lebensleistung der heutigen und folgenden Generationen, auch aus der staatlichen Verpflichtung der Daseinsfürsorge heraus.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD), Landesverband Hamburg, teilt die Überzeugung, dass eine altersfreundliche Stadt soziale Sicherheit, Teilhabe und Partizipation, Gesundheit und Wohlbefinden von Senior:innen aktiv fördern und die Lebensqualität im Alter optimieren muss. Dazu gehört vor allem der Aufbau einer bedarfsgerechten Infrastruktur und das Lancieren von chancengleichen Rahmenbedingung für gelingendes Altern.
Dem Hamburger Senat und den Bezirken empfehlen wir dabei, sich zunächst auf die Etablierung von neuen Senior:innen-Zentren mit hauptamtlich Beschäftigten – nach dem Vorbild der Münchner Alten- und Service-Zentren (ASZ) – als wichtige Stützen in benachteiligten Quartieren zu konzentrieren, um die prekären Lebenslagen der älteren Menschen vor Ort jetzt spürbar zu verbessern und in Zukunft zu verhindern. Dafür machen wir uns stark! Insbesondere mit Blick auf die Bezirksversammlungswahlen am 9. Juni 2024 und die Wahl zur 23. Hamburgischen Bürgerschaft 2025.
Altersarmut in Hamburg
In Hamburg leben rund 347.000 Menschen, die 65 Jahre und älter sind. Bis 2040 wird ein Anstieg auf etwa 432.000 erwartet. Über 66.500 von ihnen sind armutsgefährdet, das ist knapp jede:r Fünfte. Das heißt: Ihr Einkommen beträgt weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens. Für eine:n Alleinstehende:n sind das maximal 1.215 Euro pro Monat.
Mehr als die Hälfte der Senior:innen bezieht eine Rente von unter 1.000 Euro. Über 32.000 stocken mit Leistungen der Grundsicherung im Alter auf, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Das sind fast 10.000 mehr als noch vor zehn Jahren – und ihre Zahl steigt stetig weiter. Mit einer Quote von 9,6 Prozent ist Hamburg im Bundesvergleich (3,7 Prozent im Schnitt) trauriger Spitzenreiter. Zusammen mit den 19.000 Erwerbsminderungsrentner:innen sind es insgesamt über 51.000 Menschen, die in unserer Hansestadt mit Grundsicherung aufstocken.
Fakt ist auch: Das tatsächliche Ausmaß der Armut im Alter ist größer als die Statistik uns zeigt! Denn die „verdeckte“ Armut derer, die Anspruch auf existenzsichernde Leistungen haben, diesen aber nicht geltend machen – ob aus Unwissenheit, Scham oder Angst vor der Bürokratie – wird nicht erfasst.
Armut und Einsamkeit im Alter
Armut sorgt generationenübergreifend für Einsamkeit und die Gefahr zu vereinsamen, steigt im Alter stark und kontinuierlich an. Neben dem Risikofaktor Altersarmut sind es altersbedingte Einschränkungen der Geh-, Seh- oder Hörfähigkeit, und der Verlust von Bezugspersonen, die das Phänomen Einsamkeit und auch die soziale Isolation im Alter begünstigen.
Mobilität und Teilhabe sind schwer beeinträchtigt, die Menschen sind häufig ausgeschlossen von gesellschaftlichen Aktivitäten, ein soziales Miteinander ist kaum möglich und das persönliche Wohlbefinden, die Gesundheit und Lebensqualität leiden erheblich – ein Teufelskreis, der sich mit dem Älterwerden oft weiter verschärft.
Doch Hamburg kann einiges tun, um der Vereinsamung, Isolation und Exklusion im Alter entgegenzuwirken. Der Schlüssel: Barrierefreie und zielgruppengerechte soziokulturelle Angebote und Teilhabechancen! Zum Beispiel durch nachbarschaftliche Netzwerke und verlässliche Räume der Begegnung und des Austauschs direkt vor Ort im Quartier.
Armut und Gesundheit im Alter
Armut ist generationenübergreifend ein Gesundheitsrisiko und die Wahrscheinlichkeit für chronische, irreversible Erkrankungen steigt im Alter generell deutlich an. Wenn multiple Problemlagen, wie Altersarmut, körperliche wie kognitive Funktionseinbußen und der Verlust von personalen wie sozialen Ressourcen aufeinandertreffen, sind die Möglichkeiten, gesund zu Altern, besonders begrenzt.
Leistungsfähigkeit, Handlungsspielräume und Teilhabechancen sind eingeschränkt, die Menschen fühlen sich häufig isoliert und zurückgelassen, die Bewältigung des Alltags fällt schwer und das subjektive Wohlbefinden, der Gesundheitszustand und die Lebensqualität leiden erheblich – ein Teufelskreis, der sich mit dem Älterwerden oft weiter verschärft.
Doch Hamburg kann einiges tun, um die psychische und physische Gesundheit im Alter zu stärken und aufrechtzuerhalten. Der Schlüssel: Chancengleiche Rahmenbedingungen für gesundes Altern! Zum Beispiel durch bedarfsgerechte, niedrigschwellige Angebote der Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung direkt vor Ort im Quartier.
Armut und Lebensqualität im Alter
Sicher, selbstbestimmt und möglichst selbstständig in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter: Das ist der Wunsch sehr vieler Senior:innen. Die Chancen auf ein solches Leben sind aber nicht für alle gleich. Besonders benachteiligt sind ältere Menschen in ökonomisch, gesundheitlich, sozial und kulturell defizitären Lebenslagen.
Geringe finanzielle Mittel, altersbedingte Beeinträchtigungen, der Verlust von sozialen Beziehungen und Bezügen sowie Möglichkeiten körperlich wie kognitiv mobil zu bleiben, begrenzen die Aussichten, erfolgreich und würdevoll zu altern erheblich– ein Teufelskreis, der sich mit dem Älterwerden oft weiter verschärft.
Doch Hamburg kann einiges tun, um einen Mangel an Ressourcen auszugleichen und die alltagsgezogene Lebensqualität, Zufriedenheit und Wohlbefinden im Alter zu fördern. Der Schlüssel: Eine altersfreundliche Infrastruktur im Wohnumfeld. Zum Beispiel durch bedürfnisorientierte Hilfen, Beratungs- und Unterstützungsleistungen, aufsuchende Dienste und Angebote der aktiven Beteiligung direkt vor Ort im Quartier.
Alten- und Service-Zentren (ASZ) in München: Erfolgsbeispiel mit Vorbildcharakter
Schon 1979 hat sich die Stadt München auf den Weg zu einer altersfreundlichen Stadt begeben und seither ein umfangreiches System der offenen Altenhilfe aufgebaut. Kernbestandteil: 33 Alten- und Service-Zentren (ASZ) als zentrale Anlaufstellen für alle älteren Menschen und ihre Angehörigen im Quartier. Finanziert von der Stadt München und eingebettet in ein breites Netzwerk aus lokalen Institutionen, bündeln die ASZ ein umfassendes Leistungsportfolio unter einem Dach.
Die Hauptziele der Arbeit in den ASZ sind: Selbstbestimmtheit sowie Selbständigkeit zu fördern und beim Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu unterstützen, die Lebensqualität und das Wohlbefinden zu erhalten und zu verbessern, die physische und psychische Gesundheit zu stärken, Vereinsamung, Isolation und Ausgrenzung zu vermeiden sowie Armut entgegenzuwirken.
Als Wegbegleiter für gelingendes Altern bieten alle ASZ das gleiche Regelangebot der Begegnung, Beratung und Unterstützung – mit individuellem Gestaltungsspielraum, je nach Bedarfen und Besucher:innenstruktur im Quartier: Sie vermitteln und organisieren Hilfeleistungen (z.B. zur Sicherung des Lebensunterhalts), stellen alltägliche Versorgungsleistungen (z.B. Sozialer Mittagstisch, Kurse oder Veranstaltungen), koordinieren Dienste der häuslichen Versorgung (z.B. Einkaufshilfen oder Tagespflege) und leisten präventive Hausbesuche, um frühzeitig über das Altenhilfesystem zu informieren und damit ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Notlagen vorzubeugen. Auch bürgerschaftliches Engagement wird in den ASZ intensiv gefördert, sowohl mit Blick auf die Senior:innen selbst als auch die Nachbarschaft.
Alle ASZ sind flächendeckend nach den gleichen Standards konzipiert. Sie sind gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln und barrierefrei zugänglich. In den im Schnitt 400 bis 500 qm großen Räumlichkeiten sorgen etwa vier hauptamtliche sozialpädagogische Fachkräfte und eine Hauswirtschaftsassistenz in Vollzeit zusammen mit einer Verwaltungskraft in Teilzeit dafür, dass das ASZ bedarfsgerechte 38 Stunden pro Woche geöffnet ist.
Senior:innen-Zentren für Hamburg: Wegbegleiter für gutes Altern im Quartier
Hamburg muss dringend handeln, um die Folgen von Armut im Alter heute zu lindern und prekäre Lebenslagen älterer Menschen in Zukunft zu verhindern. Denn aus eigener Kraft können Betroffene kaum etwas ausrichten. Der Schlüssel liegt auf der Hand: Senior:innen-Zentren nach dem Vorbild der Stadt München – und zwar JETZT – als wirksame Soforthilfe gegen Armut und Einsamkeit, für eine langfristig bessere Gesundheit und mehr Lebensqualität im Alter.
Unser Appell an den Hamburger Senat und die Bezirke: Schieben Sie die Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft nicht auf die lange Bank und schaffen Sie zukunftssichere Voraussetzungen für gelingendes Altern! Investieren Sie jetzt in den Aufbau von zentralen Anlaufstellen für die Belange älterer Menschen wie auch für ihre Angehörigen und verankern sie diese als feste Größen im Quartier.
In einem ersten Schritt schlagen wir vor, bereits vorhandene Angebote zu bündeln und in einem etablierten Senior:innen-Treff im Quartier zusammenzuführen – dort, wo besonders viele benachteiligte Ältere zu Hause sind. Durch eine solche Vernetzung von Begegnungs-, Beratungs- und Unterstützungsleistungen, ob getragen von der Stadt, von Initiativen, Vereinen oder Verbänden, können Synergien geschaffen werden, von denen alle Senior:innen vor Ort profitieren. Denn die Idee moderner Senior:innen-Zentren ist es, die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Interessen der älteren Generation anzusprechen und alle Angebote unter einem Dach zu vermitteln. Ob Ehrenamt, Hilfen bei Fragen zu Pflege und Rente, offener Treff, Mittagstisch, Gesprächskreise, Bewegungs- und Bildungsangebote, haushaltsnahe Dienstleistungen oder der aufsuchende Hausbesuch.
Ziel muss es sein, einen sicheren Hafen der niedrigschwelligen Lebenshilfe zu schaffen, der für alle zugänglich ist und an dem alle – unabhängig von finanziellen, gesundheitlichen, sozialen und kulturellen Faktoren – die Chance haben, Gemeinschaft zu erleben, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, Körper und Geist fit zu halten oder sich selbst aktiv einzubringen. Perspektivisch könnten solche Senior:innen-Zentren auch weiterentwickelt werden zu Quartierszentren, die Jung und Alt offenstehen und damit zentraler Grundpfeiler der kommunalen sozialen Infrastruktur sind.
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